Nur wenige Politikfelder erscheinen auf den ersten Blick so unattraktiv wie Steuerpolitik. Vielleicht liegt es an der kollektiven schmerzhaften Erfahrung, die wir beim Ausfüllen (oder eben nicht ausfüllen) der Steuererklärung, dann aber spätestens mit dem Erhalt des Steuerbescheids miteinander teilen. Egal, wie viel oder wenig es zu zahlen gilt. Ein wenig denken wir alle vermutlich: „So viel? – Das ist doch nicht fair!“. Vielleicht ist der Komplex auch so unattraktiv, weil wir wissen, dass die wirklich Reichen eh immer Schlupflöcher finden, um ihre Steuern zu „optimieren“, während wir jeden Rappen deklarieren müssen. Aber vielleicht – und ich denke: vor allem! – finden wir Steuerpolitik auch so langweilig, weil sie zu einer technischen, mathematischen Sache verkommen ist. Steuerpolitik wird selten anhand des Bedarfs einer Gemeinschaft diskutiert. Sie wird gemeinhin als Verwaltungsakt betrieben.