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Keinen digitalen Schweizer Pass von privaten Unternehmen
Der Bedarf ist gerade für die staatlichen Dienstleistungen, die online angeboten werden, nicht ganz neu, und bislang waren die Gemeinden und Kantone individuell dafür verantwortlich, wie sich die Einwohner*innen authentifizieren, so hat z.B. der Kanton Schaffhausen seit 2018 eine eigene E-ID. Eine Mehrheit des Parlaments war jedoch der Meinung, dass der Staat nicht in der Lage ist, eine E-ID herauszugeben, und hat diese Aufgabe in einem neuen Gesetz grundsätzlich privaten Unternehmen übertragen. Der Ausweis, mit dem wir in Zukunft eventuell abstimmen oder unsere Steuererklärung einreichen werden, soll also von Banken oder Versicherungen kontrolliert werden.
Und wie wenn das nicht schon problematisch genug wäre, gibt es noch weitere kritische Punkte. Die E-ID soll nicht nur zur Identifikation, sondern auch zur Authentifizierung genutzt werden. Ähnlich wie mit dem Google- oder Facebook-Login, das man mittlerweile bei verschiedenen von den Tech-Giganten unabhängigen Diensten nutzen kann, sollen wir in Zukunft dafür die E-ID nutzen, wenn es nach dem Parlament geht. Aus Sicherheits- und aus Datenschutz-Gründen sind solche universellen Logins aber ein Graus. Kurz gesagt, ist es einerseits ein Klumpenrisiko: Falls das Login – aus welchen Gründen auch immer – in die falschen Hände gerät, ist nicht nur der Zugriff auf eine Plattform betroffen, sondern auf alle (ein Tipp zwischendurch: deswegen sollte man auch nicht überall das gleiche Passwort verwenden). Und andererseits kann man Daten aus den verschiedensten Quellen ganz einfach miteinander verknüpfen, ganz zu schweigen davon, dass der Herausgeber der E-ID immer weiss, wann du dich wo einloggst und was du nutzt.
Das beschlossene Gesetz sieht zudem vor, dass eine zentrale Architektur implementiert werden muss, das heisst alle Daten müssen zentral gespeichert werden, und Nutzungsdaten dürfen bis zu sechs Monaten aufbewahrt werden, was sie zu einem attraktiven Ziel für Cyberkriminelle macht. Dabei haben wir mit der SwissCovid-App doch erst gerade gesehen, dass der Staat in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft durchaus in der Lage ist, Open-Source-Software mit einer dezentralen Architektur und einem Fokus auf Datenschutz umzusetzen.
Das Ausstellen einer E-ID ist ein zentrales Element von E-Government (dem digitalen Staat) und auch der digitalen Demokratie. Entsprechend ist es wichtig, dass diese Aufgabe als Service Public vom Staat wahrgenommen wird und wir NEIN sagen zu diesem E-ID-Gesetz.
Till Kleisli, Koordination BastA!