Klybeck: Planen für Menschen oder Profit?

Die Planung für die Bebauung von Klybeck und Westquai geht langsam in die richtige Richtung. Aber es gibt noch sehr viel zu tun.

Legende: Vor gut hundert Jahren wurden Kleinhüningen und das Klybeck für den Hafenbau umgekrempelt. Nun ist wieder ein vergleichbar grundlegender und massiver Umbau geplant. Foto: http://doi.org/10.3932/ethz-a-000296904

Seit vor 15 Jahren Rheinhattan mit seinen überdimensionierten Wolkenkratzern öffentlich wurde, ist der Widerstand gross. An den Plänen wurde seither immer wieder rumgeschraubt und die Hochhäuser etwas kleiner. An der grundlegenden Ausrichtung auf ein maximal verdichtetes, renditeoptimiertes Bauprojekt hat sich jedoch lange nichts geändert.

«Hafen für alle» und Gegenvorschlag

Dann reichte die Juso 2021 die Initiative «Hafen für alle – Freiräume statt Luxusprojekte!» ein. Ziel war, das Entwicklungsgebiet Klybeck  und Westquai gemeinnützig und mit viel Grün  und unkommerziellem Freiraum zu entwickeln und Platz für die Zwischennutzungen und den Wagenplatz zu erhalten.

Der Grosse Rat beschloss daraufhin als Gegenvorschlag, dass die zukünftigen Wohnungen auf dem Klybeckquai in Kostenmiete vermietet werden müssen, was heisst, dass die Mieten nicht höher sein dürfen, als nötig ist, um den Bau und Unterhalt zu finanzieren. Mindestens die Hälfte der Arealfläche muss öffentlicher Grün- und Freiraum sein. Teil davon soll ein Park entlang des Rheinufers sein. Beschlossen wurde auch schwammig, dass eine «ausreichende bauliche Dichte anzustreben» sei. Darüber, was «ausreichend» sein wird, wird in Zukunft wohl noch intensiv gestritten werden. Deshalb ist es wichtig, dass der Einbezug der Bevölkerung der angrenzenden Quartiere Klybeck und Kleinhüningen nicht nur pro forma durchgeführt, sondern ernst genommen wird.

Neu, alles ganz anders?

Im letzten September hat die Regierung die überarbeitete Planung präsentiert. Insgesamt geht es endlich in die richtige Richtung. Die Grünflächen wurden im Vergleich zu den früheren, sehr beton-  und teerlastigen Ideen deutlich vergrössert. Das Ackermätteli soll zu einem kleinen Park vergrössert und bis zum Rheinufer erweitert werden. Die Wohnhäuser sollen in einer Art Blockrand gebaut werden, ähnlich wie im bestehenden Klybeck. Die Wolkenkratzer von Rheinhattan sind definitiv verworfen. Wie hoch die Gebäude werden, ist noch offen. Ein grosser Kritikpunkt ist, dass das Rheinufer nach dem Willen der Regierung nicht zu einem Park werden soll, wie vom Grossen Rat beschlossen, sondern lediglich zu einer Promenade wie im Rest des Kleinbasels. Auch die Zukunft des Wagenplatzes und anderer unkommerzieller Projekte bleibt unbeantwortet. Und dann gibt es noch die Initiative, die das ganze Gebiet durch Grabung eines Kanals entlang des ehemaligen Altrheinarms (heute Altrheinweg) als Insel wiederherstellen und zum Wald aufforsten will. Die Initiative kommt bald in den Grossen Rat – eine gute Chance, um doch noch einen grossen Park zu verwirklichen.

Gentrifizierung

Weiter gegangen ist seit 2010 nicht nur die Planung in den Amtsstuben, sondern auch die Gentrifizierung. Dabei war es von Anfang an eine zentrale Forderung aus dem Quartier, dass der Kanton aktiv dagegen vorgehen soll. Es war bereits damals spürbar, dass Spekulant*innen Häuser im Quartier aufgekauft haben und nur darauf warten, mit der geplanten «Aufwertung» richtig abkassieren zu können. Gebremst hat diese Entwicklung einzig das Wohnschutzgesetz, das mittels Initiative gewonnen wurde und seitdem von Baulobby, Regierung und bürgerlich rechten Parteien verbissen bekämpft wird.

Die neuen Pläne der Regierung fürs Klybeck sind zwar inzwischen weniger extrem auf Luxus Chic ausgerichtet als früher, aber trotzdem bleibt der Druck auf das bestehende Quartier gross. Dass Regierungsrätin Tanja Soland entgegen dem klaren Grossratsbeschluss zu 100% Kostenmiete auf dem Klybeckquai davon redet, dass Liegenschaften des Kantons eine Rendite erzielen müssten, deutet ebenfalls nicht darauf hin, dass die Regierung nun etwas gegen die steigenden Mietpreise im Klybeck machen will.

Wir werden uns also weiter intensiv mit der Entwicklung auf dem Klybeck und am Westquai beschäftigen müssen. Und  dann gibt es ja auch noch Klybeck plus und den Chemiemüll …

Tonja Zürcher, Vizepräsidentin BastA!