Widerstand gegen den Rheintunnel wächst!

«Dreirosenanlage muss Monsterbaustelle weichen» schrieb Telebasel anfangs 2022. Wenig überraschend, kamen die Pläne nicht nur im Kleinbasel und bei Klimaaktivist*innen schlecht an. Nach einem intensiven ersten Widerstandsjahr, werden wir 2023 so richtig loslegen. Dreirosen bleibt!

Als das ASTRA letzten Juni im Kongresszentrum geladenen Gästen das Bauprojekt vorstellen wollte, staunten sie nicht schlecht, als wir sie mit dem Transparent «Schiene statt Verkehrslawine. Stop Rheintunnel» begrüssten. Es war der Auftakt für den Basler Widerstand gegen den Rheintunnel.
Zum schweizweiten Aktionstag gegen Autobahnen am 17. September organisierten wir mit der Gruppe «Dreirosen bleibt!» auf der Dreirosenmatte eine Mischung aus Kundgebung und Familienfest. Dabei hat sich die Gruppe erst wenige Wochen zuvor auf unsere Initiative hin gegründet. Es war unglaublich schön zu erleben, wie viele Menschen innert kürzester Zeit einen tollen Anlass auf die Beine gestellt haben. Kaum war der Flyer fertig, hing er schon überall im Quartier. Neben Redner*innen meldeten eine Band und ein Gesangstrio ihre Unterstützung an. Es gab Siebdruck, temporäre Tattoos, Spiele und selbstverständlich auch Reden. Stellvertretend für alle Nutzer*innen der Dreirosenmatte betonte Pascal Kaufmann, Präsident des Basketballclubs Bären, die Bedeutung der Matte: «Es ist nicht nur ein blauer Basketballplatz, es ist nicht nur eine Wiese, auf der Fussball gespielt, Musik gemacht, gepicknickt wird. Es ist eine Lebensschule für ganz viele junge Menschen. Es ist ein Ort wo Freundschaften gebildet werden.»

Kurz darauf heizte Nicole Rohner an der Klimademo so richtig ein: «Dieses Strassenbauprojekt ist eine fucking Katastrophe fürs Kleinbasel. Es ist ein komplett absurdes Projekt aus dem letzten Jahrhundert. Und es ist nicht mit den Klimazielen und dem Klimanotstand vereinbar. Basta. Es reicht. Wir haben echt genug. Dreirosen bleibt!»

Als das ASTRA Ende Jahr endlich die Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung durchführte, wurde deutlich, dass der Widerstand gegen den Rheintunnel über Basel hinaus geht. Der Rheintunnel zerstört nicht nur die Dreirosenmatte, sondern auch Familiengärten in Muttenz, Birsfelden und Basel sowie einen Sportplatz in Birsfelden. Besonders ungemütlich wurde es für die Vertretenden von ASTRA und Kanton dann an der letzten Veranstaltung im Union. Kaum war die Präsentation überstanden, hagelte es Kritik aus dem Publikum: Warum man mitten in der Klimakrise noch so ein Projekt plane, wozu der Tunnel überhaupt sei und weshalb man nur wenige Jahre nach der Nordtangentenbaustelle die Dreirosenmatte schon wieder für den Autobahnbau zerstören wolle. Regierungsrätin Esther Keller gab zwar zu, dass der Rheintunnel kein klimaneutrales Projekt ist. Warum sie die Autobahn trotzdem unterstützt, blieb offen. Stattdessen versuchte sie eine Petition für Lärmschutz entlang der Osttangente als Argument für den Rheintunnel ins Spiel zu bringen. Eine Anwohnerin aus der Breite und Mitinitiantin dieser Petition widersprach dem aber deutlich. Die Quartiere dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. «Die Petition hat nicht gesagt wir wollen einen Tunnel. Die Petition hat gesagt, wir wollen keinen oberirdischen Ausbau.» Statt den Rheintunnel zu unterstützen, solle die Regierung sich zusammen mit der Bevölkerung für einen raschen und wirksamen Lärmschutz einsetzen.
Mit dem Schwung aus den letzten Monaten starten wir motiviert ins 2023. Reserviert euch schon mal den Samstag, 3. Juni für das Widerstandsfest auf der Dreirosenmatte. Schwerpunkte werden zudem die quartier- und gemeindeübergreifende Vernetzung des Widerstands und die Information der Bevölkerung. Ab Herbst gilt es dann Unterschriften für das schweizweite Referendum gegen den Autobahnausbau zu sammeln. Hast du Lust, dich beim Widerstand zu beteiligen? Dann melde dich auf dreirosenbleibt.ch an. Ich freue mich auf den gemeinsamen Einsatz gegen den Rheintunnel und für eine klimagerechte Zukunft!

Tonja Zürcher,
Grossrätin BastA!/GAB

 

Infobox: ein grössenwahnsinniges Projekt

  • Der Rheintunnel soll im Bereich Basel die Osttangente (A2) entlasten. Es handelt sich um einen ganzen Tunnelkomplex. Das Kernstück sind zwei neue, zweispurige, 3,6 beziehungsweise 3.8 Kilometer lange Tunnel (Rheintunnel Ost und West), die den Rhein in ca. 18 Meter Tiefe unterqueren.
  • Die Bauzeit ist auf mindestens elf Jahre veranschlagt mit Kosten von 2,36 Milliarden Franken. Damit wäre es in der Region Basel das teuerste Bauprojekt aller Zeiten. Angedachter Baubeginn: 2029.
  • Während der gesamten Bauzeit soll die Dreirosenmatte für die Infrastruktur der Baustelle dienen. Es ist geplant, die riesigen Bau- und Bohrmaschinen dort zu stationieren.
  • Zahlreiche Familiengärten in Basel, Birsfelden und Muttenz wären nicht nur während der Bauzeit betroffen, sondern würden definitiv aufgehoben werden.
  • Auch beim Rheintunnel bleiben, wie immer im Strassenbau, die grauen Emissionen unberücksichtigt. Wegen den erforderlichen, enormen Mengen von Beton sind diese im Tunnelbau besonders hoch.