Pharma für Alle - gegen die Profitlogik im Medikamenten-Business

Die globale Arzneimittelkrise zeigt sich in steigenden Preisen für neue Medikamente, dem Rückzug großer Arzneimittelkonzerne aus der Produktion wichtiger Standardmedikamente und Vernachlässigung der Forschung gegen antibiotikaresistente Keime und Tropenkrankheiten.

Die Gruppe Pharma für Alle setzt sich für eine öffentliche Arzneimittelversorgung ein, die den Bedarf der Bevölkerung in den Vordergrund stellt und fordert eine neue Strategie, um das Monopol der großen Pharmakonzerne zu durchbrechen. Im Fokus steht der weltweit größte Antibiotika-Hersteller Sandoz, für den Pharma für Alle ein Kaufangebot unterbreitet hat.

Novartis hat das Angebot abgelehnt, daher fordert die Gruppe nun in einer Petition die Übergabe von Sandoz an eine gemeinnützige Trägerschaft und Unterstützung durch den Basler Regierungsrat zur Stärkung einer gemeinnützigen Pharmaversorgung.

Die Arzneimittelkrise ist eine globale Herausforderung, die sich in einer Reihe von Problemen zeigt, wie etwa den steigenden Preisen für neue Medikamente, dem Rückzug großer Arzneimittelkonzerne aus der Produktion wichtiger Standardmedikamente und der Vernachlässigung der Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln gegen antibiotikaresistente Krankheitskeime oder Tropenkrankheiten. Jährlich sterben heute rund 5 Millionen Menschen an und mit Antibiotika-resistenten Keimen – Tendenz steigend.

Die Ursache dieser Krise liegt in den hohen Profiterwartungen der grossen Arzneimittelkonzerne. Doch es gibt eine Antwort darauf: Eine Pharma für Alle, die auf den lokalen und den globalen Bedarf ausgerichtet ist und nicht auf die Profitlogik der kapitalistischen Pharmabranche.

Dafür setzt sich die Gruppe Pharma für Alle ein, die Ende 2022 gegründet wurde und von BastA!-Mitgliedern aktiv mitgetragen wird. Die Gruppe fordert eine öffentliche Arzneimittelversorgung, die den Bedarf der Bevölkerung in den Vordergrund stellt. Gleichzeitig sollen die Spielregeln geändert werden: Die Ergebnisse von öffentlicher Forschung dürfen nicht mehr mit Patenten privatisiert werden und die Preise neuer Arzneimittel müssen sich an transparent ausgewiesenen Kosten orientieren.

Im Fokus steht aktuell der weltweit grösste Antibiotika-Hersteller Sandoz, der Teil des Novartis-Konzerns ist. Novartis sucht für Sandoz eine Käuferschaft, weil sich der Konzern auf das Geschäft mit besonders teuren Medikamenten konzentrieren will und eine Gewinnmarge von 40% anstrebt. Für die Profitmaximierung ist Sandoz mit durchschnittlichen Gewinnen von “nur” rund 10 bis 20% jedoch ein Hindernis.

Sandoz bietet mit 200 Wirkstoffen für viele wichtige Krankheiten Medikamente an und ist der weltweit größte Antibiotika-Hersteller. Pharma für Alle unterbreite deshalb an der diesjährigen Jahresversammlung der Novartis dem Konzern ein Kaufangebot. Sandoz soll in eine gemeinnützige Trägerschaft übergehen. Pharma Für Alle offerierte einen symbolischen Kaufpreis von einem Franken. Novartis hat von 2001- bis 2022 einen kumulierten Reingewinn von 191‘895 Mio. USD erzielt. Diese Gewinne basieren auf Krankenkassenprämien, auf Steuergeldern oder auf Zahlungen aus dem dem Portemonnaie der Patient:innen. Jetzt ist es Zeit, der Öffentlichkeit etwas zurückzugeben.

Novartis hat das Kaufangebot wenig überraschend abgelehnt. Deshalb fordert die Gruppe nun in einer neuen Petition:

  1. dass die Novartis ihre Generikasparte (Sandoz) an eine gemeinnützige Trägerschaft übergibt und das entsprechende Kaufangebot der Gruppe Pharma für Alle an der kommenden Aktionärsversammlung zur Annahme empfiehlt.
  2. dass der Basler Regierungsrat alles in seiner Macht stehende tut, um die Bemühungen zur Stärkung einer gemeinnützigen Pharmaversorgung zu unterstützten.

Doch Pharma für Alle geht über den Kauf von Sandoz hinaus. Jahrzehntelang wurde versucht, den großen Pharmakonzernen mit Regulierungen beizukommen, jedoch ohne Erfolg. Die Gruppe fordert eine neue Strategie, um das Monopol der grossen Pharmakonzerne mit einem Verbund an gemeinnützigen Instituten und Pharmafirmen zu durchbrechen. Deshalb braucht es eine neue Strategie: Es braucht Forschungs-, Produktions- und Vertriebseinrichtungen, die gemeinsam in der Lage sind, alle wichtigen Medikamente zu entwickeln, zu produzieren und weltweit zu vertreiben, und zwar ausserhalb der Profitzwänge und Profiterwartungen der privaten Pharmabranche.

Nicola Goepfert, Co-Präsident BastA!

Jetzt unterschreiben