#LÜTZIBLEIBT

Dieser Artikel wurde vor der Räumung durch die Schwarz-Grüne Landesregierung Nordrhein-Westfalens verfasst.
Lützi ist ein kleiner Ort im Westen Deutschlands im Kreis Erkelenz. Oder könnte es bald gewesen sein. Denn unter Lützerath liegt Kohle, verdammt viel Kohle. So viel, dass 280 Millionen Tonnen CO2 bei ihrer Verbrennung in unsere Atmosphäre freigesetzt würden. So viel, dass Deutschland damit seine 1.5 Grad-Grenze nicht mehr einhalten könnte.
Es ist der 8. Januar und während ich hier diesen Text schreibe, findet dort der letzte Dorfspaziergang statt. Über 1000 Menschen sind aus ganz Deutschland angereist, um die Überreste dieser Ortschaft noch einmal zu besichtigen und um sich mit den Aktivisti zu solidarisieren. AnnenMayKantereit spielt und Luisa Neubauer hält eine Rede. So verfolge ich es zumindest auf Social Media. Im April letzten Jahres war ich selbst an einer Grossdemonstration in Lützerath. Mit 4000 anderen stand ich ein paar Zentimeter vor dem unfassbar grossen Loch, dass sich Garzweiler 2 nennt, die grösste CO2-Quelle Europas ist und jetzt noch grösser werden soll. Im Jahr 2023. Bei einer globalen Erwärmung von 1.2 Grad.
Ermöglicht durch zwei Grüne Wirtschaftminister*innen, Robert Habeck und Moana Neubaur. Entschieden auf Basis von RWEs Zahlen, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW widerlegt hat. Und trotzdem beginnen die Räumungen in zwei Tagen am 10. Januar 2023.
Manchmal ist die Klimakrise kompliziert, ja sogar komplex. Und manchmal lässt sie sich auf einen Ort herunterbrechen und ist plötzlich greifbar. Abbaggern oder stehen lassen? 1.5 Grad oder nicht?
Bevor du jetzt das Bulletin betroffen zusammenfaltest, gibt es noch eine Sache zu erwähnen. Lützerath ist Deutschlands Desaster und wir müssen uns solidarisieren. Aber auch hier vor unserer Haustür wird ein Desaster geplant. Neben dem katastrophalen Rheintunnel in Basel, soll in Muttenz in der Schweizerhalle ein neues Gaszentrum gebaut werden,mit LNG Terminal, Gasspeicher und Reservekraftwerk.
Vielleicht wird das bald unser Lützi.
Helma Pöppel, junges grünes bündnis nordwest
Infobox
Am 11. Januar hat die deutsche Polizei mit der Räumung von Lützerath begonnen.
- RWE machte 2022 in den ersten neun Monaten rund vier Milliarden Dollar Gewinn.
- Von den Dividenden profitieren auch mehrere Schweizer Investoren.
- Die Credit Suisse ist mit Anteilen im Wert von 51 Millionen und die UBS mit einer Beteiligung von 26 Millionen US-Dollar an RWE beteiligt.
- Die Genfer Privatbank Pictet unterhält 2,6% von RWE, was einem Investitionsvolumen von rund 669 Millionen US-Dollar entspricht.
Quelle: Lukas Tobler, WOZ
www.woz.ch/2302/tagebau-in-luetzerath/tagebau-in-luetzerath-die-schweiz-graebt-mit/!25SRMAMR6H4N