Frauenstreik? - Da war doch was!

Die Motion «Modul zu gendergerechtem Unterricht in der Ausbildung für Lehrpersonen» verlangte, dass in der Ausbildung zu Berufen im pädagogischen Bereich an der PH FHNW, ein obligatorisches Angebot für alle aufgenommen werden soll, also nicht nur für Lehrpersonen, sondern auch in der Ausbildung von ErzieherInnen und SozialpädagogInnen, welches die Aufmerksamkeit auf problematische Stereotypen oder tradierte Rollenverhalten lenken und die Studierenden so für die Thematik sensibilisieren soll.
Gleichzeitig wurde auch ein Anzug «Projektwochen oder Projekttage an Basler Schulen zum Thema ‹Sexuelle Gewalt und Selbstverteidigung›» eingereicht. Auch dies eine Forderung des Frauenstreik, aber auch von Amnesty, die mit einer Studie die Dringlichkeit dieser Forderung aufgezeigt hat. Die PH FHNW und damit das ED lehnten die Forderungen mit zum Teil fadenscheinigen Gründen ab. Ernüchternd vor allem, da sich weder die PH FHNW noch das ED inhaltlich zu den Forderungen geäussert haben, sondern nur eine Aufstellung der bereits vorhandenen Angebote und Veranstaltungen lieferten, die aber in keinster Weise den geforderten Inhalten entsprechen.
Besonders frustrierend war die Antwort des ED zur Idee, in der Schule Angebote zur Selbstverteidigung insbesondere für Mädchen bereitzustellen, da sich die Antwort in keinster Weise von der ersten Antwort unterschied und das ED für die Zweitbeantwortung zwei Jahre gebraucht hat. In beiden Antworten gab es keinerlei Überlegungen, wie die Forderungen der Anzugssteller:innen auf eine einfache und konstruktive Weise erfüllt werden könnten. Beide Vorlagen wurden darauf auf Empfehlung der Regierung vom Grossen Rat als erledigt abgeschrieben. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass nach dem Riesenerfolg des Frauenstreiks, Forderungen zugunsten von Frauenanliegen in den politischen Gremien nun eher Gehör fänden. Anscheinend ist dem nicht so!
Die Hauptforderungen der streikenden Frauen 1991 waren: Lohngleichheit, Gleichstellung in den Sozialversicherungen sowie das Ende von strukturellen Diskriminierungen, Sexismus und sexuellen Belästigungen. Fast 30 Jahre später beim Frauenstreiktag 2019 mit weit über einer halben Million Teilnehmenden mussten die fast gleichen Forderungen wieder erhoben werden, was einmal mehr zeigt, wie langsam Politik und Gesellschaft auf die berechtigten und zum Teil gesetzlich verankerten Forderungen der Frauen reagieren.
Zwar wurden seit dem ersten Frauenstreik 1991 Forderungen der streikenden Frauen auf die politische Agenda genommen, einige dieser aus den Forderungen herausgegangenen politischen Vorstösse sind in der Zwischenzeit erfüllt, andere aber sind nur teilweise oder gar nicht erfüllt worden.
Im Manifest zum Frauenstreik 2019 wurden unter anderem besondere Massnahmen gefordert, um zukünftig strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu vermeiden und zu verhindern. So wurde verlangt, dass insbesondere Präventionsmassnahmen ergriffen werden, die möglichst früh greifen, also bereits in der Schule.
Aus diesem Grund wurden im Nachgang zum Frauenstreiktag 2019 im Basler Parlament die oben genannten Vorstösse eingereicht, die Inhalte der Forderungen aus dem Manifest zum Frauenstreik aufnahmen und seit Jahren gefordert werden.
Es ist unverständlich, dass die PH FHNW und das ED sich weigern, die vorgeschlagenen Massnahmen zur Prävention von sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen und Massnahmen in den Bildungsgängen der PH Einheiten zu Genderthemen aufzunehmen. Insbesondere da sowohl Studierende an der PH als auch Lehrpersonen beide Angebote schmerzlich vermissen.
Hätte die Wirtschaft ein Interesse an diesen Themen, wären sie wohl längst umgesetzt, wie das zum Beispiel bei der Digitalisierung der Fall ist. Sowohl die PH als auch in der Schule wurde der Fächerkanon relativ schnell angepasst oder soll noch angepasst werden.
Genderthemen werden dagegen weiter vernachlässigt, obwohl es genügend Studien und Untersuchungen gibt, die aufzeigen, wie wichtig eine frühe Auseinandersetzung und Prävention wäre.
Beatrice Messerli, Grossrätin BastA!