Wer trägt die Lasten des Rheintunnels?

Der Rheintunnel ist ein Monster-Autobahntunnel der von Birsfelden bis zur Erlenmatt in Richtung Deutschland bzw. bis zur Dreirosenbrücke in Richtung Frankreich führt. In Birsfelden werden 150 Familiengärten geopfert, im Rankhof noch einige mehr. Für den Bau werden die Gleise durch die Grundwasserzone im Hardwald geführt. Neben dem Alterszentrum in Birsfelden wird der grösste oberirdische Teil des Baus erfolgen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben dieses Alterszentrum als Ihren letzten Wohnsitz in der Ruhe direkt am Wald gewählt und stellen später fest, dass Sie neben einer der grössten Baustellen des Jahrhunderts in der Region wohnen werden.

Wozu diese Autobahn, werden Sie fragen? Um die Quartiere und die Osttangente vom Durchgangsverkehr (z.B. Lastwagen) zu entlasten, wird ASTRA antworten. Leider erfordert dies den Abtransport von 4,7 Millionen Tonnen Aushubmaterial. Davon wird schätzungsweise ein Drittel per LKW transportiert. Das sind mindestens 63‘000 Lastwagenfahrten voll beladen und ebenso viele leer zurück. Auch nach seiner Fertigstellung wird der Tunnel dem Güterverkehr wenig nützen: Weder das Hafenbecken 3 noch der Hafen Birsfelden sind an den Tunnel angeschlossen.

Lärmschutz

Der Lärm der Lastwagen ist für die Bevölkerung entlang der Osttangente ein Problem. Der Regierungsrat hat zwar den Lärmschutz an den Rheintunnel gekoppelt, aber es geht auch ohne. Eine weitere wirkungsvolle Lärmschutzmassnahme, die auf der Osttangente ergriffen werden könnte, wäre Tempo 60. Das würde den Verkehr verflüssigen, das Unfallrisiko senken und die Emissionen reduzieren. Undenkbar, oder? Paris hat nun auf seiner „Périphérique“ sogar Tempo 50 eingeführt.

Quartierbelastung

Zwei Quartiere, die während der Bauphase besonders leiden werden, sind Matthäus und Kleinhüningen, also die Gegend um die Dreirosenmatte. Für mindestens  (gibt es bei solchen Projekten nicht immer enorme Verzögerungen?) 10 Jahre wird einer der wenigen grünen Flecken in diesem dicht bebauten Viertel geopfert. Eine Generation Kinder, die in die beiden benachbarten Schulen geht, wird nur noch Staub, Lärm und Bau-
chaos erleben. Welche Massnahmen sind geplant? Niemand weiss es. Welche Grünfläche wird das kompensieren? Die Stadt verspricht nichts, nur ein paar Meter zu den alten Gleisen und zum alten Hafenkran werden erwähnt. Es scheint, dass die Stadt Schwierigkeiten hat, mit den Investoren zu verhandeln. Ein Picknick mit der Familie auf einer Wiese voller alter Industriegifte ist nicht gerade eine begeisternde Alternative.

Ausgleichsmassnehmen? Fehlanzeige!

Es wird behauptet, dass dieses Projekt den Verkehr in der Stadt verringern wird. Das ist schwer zu glauben, wenn etwa 80% des Verkehrs auf der Osttangente aus der Stadt kommen oder in der Stadt enden. Diese Autos würden nicht den Eingang des Tunnels nehmen und unter der Erde verschwinden. Man rechnet mit einer Steigerung des Verkehrsaufkommens um etwa 30%.

Gleichzeitig veröffentlicht der Regierungsrat einen Klimaaktionsplan, der besagt, dass wir den Verkehr um ein Drittel reduzieren müssen, um Klimaneutralität zu erreichen. Ich sehe da einen riesigen Widerspruch. Esther Keller antwortet, dass der Verkehr dank vieler flankierender Massnahmen nicht zunehmen wird. Als Veganer bin ich es gewohnt, zu sagen: «Deine Beilage ist mein Haupt-
menü.» Mit diesen Massnahmen könnten wir den Verkehr so weit entlasten, dass die Staus aufhören, ohne dass ein zusätzlicher Tunnel nötig wäre.
Apropos Stau: Der ist in Birsfelden vorprogrammiert, wenn die 8-spurige Autobahn Hagnau–Augst nicht gebaut wird. Dieses andere Projekt wird erzwungen, genau wie die Erweiterung für Aesch und Delémont ... So geht der Teufelskreis weiter.

Wie viel wird dieses fossile Monster kosten? Das Budget beträgt 2,6 Milliarden Franken. Das ist so viel wie die Kosten für 18 Jahre U-Abo für die Bevölkerung von Basel.Wir alle wissen aber auch, dass die Endrechnung viel höher ausfallen wird. Nicht nur bei den direkten Kosten, sondern auch bei den externen Kosten. Der jüngste Bericht des ASTRA zeigt, dass die externen Kosten (Gesundheit, Umweltverschmutzung ...) viel höher sind als bisher geplant ... Und die graue Energie des Tunnelbaus ist darin noch gar nicht enthalten.

Aus diesen Gründen werde ich am 24. November an der Urne ein klares «Nein» einlegen, aber ich werde auch dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen nicht auf die beruhigenden Worte von Ölbert hereinfallen.

Laurent Schüpbach, BastA! und Rheintunnel Nein