Vernehmlassungsantwort zur Liberalisierung der Blockrandvorschriften
Vieles was unter dem Titel «Verdichtung» gefördert wird, ist bloss eine Erhöhung der Nutzfläche. Wenn Häuser mit kleinen, günstigen Wohnungen abgerissen und durch Ersatzneubauten mit «grosszügigen» Wohnungen ersetzt werden, steigt zwar die gebaute Bruttogeschossfläche pro Quadratmeter Grundfläche, nicht jedoch die Belegungsziffern, also die Anzahl Menschen pro Quadratmeter Grundfläche. «Verdichtung» ist zu einem Deckmantel für die Förderung von Abbruch und Neubau geworden. Gleichzeitig bedeutet die Erhöhung der Nutzfläche auch mehr Rendite. «Verdichtung» verkommt zum Bauprogramm für renditegetriebenen Investoren.
Durch die Zerstörung von Bausubstanz gehen viel graue Energie, bezahlbare Wohnungen und der Charakter der Quartiere verloren. Der Vorschlag der Regierung wirkt daher wie aus der Zeit gefallen. Zum Schutz des Klimas, der Umsetzung des Rechts auf Wohnen sowie des Wohnschutzes und dem Erhalt identitätsstiftender Quartiere muss die Politik den Erhalt, die Sanierung und die kreative Weiterentwicklung der Substanz fördern.
Auch der Zusammenschluss von Architekturschaffenden «Countdown 2030» nennt die Vermeidung von Abriss als einen grossen Hebel, um die negativen Folgen des Klimawandels so weit wie möglich einzudämmen und den Menschen eine nachhaltige Lebensweise zu ermöglichen. Der Klima-Aktionsplan des Klimastreiks geht noch einen Schritt weiter und verlangt ein Moratorium für den Bau neuer konventioneller Gebäude.
Die geplante Änderung des Lichteinfallswinkels führt zur Verschlechterung der Wohnqualität in den unteren Geschossen. Insbesondere Menschen, die zur Strasse wohnen und damit stärker dem Lärm ausgesetzt werden, sollen nun auch noch mit weniger Licht leben müssen. Die Änderung zielt darauf ab, in bereits dicht bebauten Gebieten der Stadt – wie Kleinbasel, St. Johann und Gundeli – noch höher und dichter zu bauen. Auf die locker bebauten Quartiere mit hohem Verdichtungspotential hat die Änderung jedoch keinen Einfluss.
Der Schutz der Innenhöfe ist wichtiges Ziel. Die präsentierte Umsetzung ist jedoch der falsche Weg. Die geplante Änderung schränkt zwar das Bauen von Gebäuden in den Innenhöfen ein, ermöglicht aber gleichzeitig eine Erhöhung der Bebauungstiefe. Insgesamt können die Höfe in Zukunft im gleichen oder gar noch grösserem Umfang verbaut werden. Um die sozial, ökologisch und stadtklimatisch wichtigen Innenhöfe aufzuwerten braucht es einen stärken Schutz von Grünflächen und Baumbestand statt einer weiteren Bauförderung.
BastA! fordert eine Strategie, die die vorhandene Bausubstanz gewinnbringend für die Zukunft nutzbar macht.
Wir fordern zudem ein Umdenken! Ins Zentrum der Stadtentwicklung gehören Klimaschutz, Recht auf Wohnen, Wohnschutz und identitätsstiftende Quartiere statt blinde Bauwut.