LISTE 27: junge Alternative gegen den Terror

Gewalt beginnt mit der Vergewaltigung der Sprache. In den letzten Jahren haben sich Begriffe wie Klima-RAF, Gender-Terror und Kamikaze-Linke nicht nur in rechten Hetzmedien zur Bezeichnung von engagierten Linken normalisiert. Die sprachliche Gewalt gegen Aktivist*innen scheint keine Grenzen zu kennen und auch persönliche Bedrohungen, Attacken und die Polizeigewalt nehmen merklich zu.

In einer Welt, in der Menschen, die andere Menschen willkommen heissen, als Straftäter verurteilt werden, sind wir Willkommensterrorist*innen.
Fluchthelfer*innen werden als Kriminelle verurteilt, während Europa und die Schweiz den Mord an Schutzsuchenden vor den EU-Aussengrenzen professionalisiert. Die Kriminalisierung von Solidarität suggeriert, Schuld am Tod von Schutzsuchenden sei nicht das System, das Mörder*innen finanziert, sondern engagierte Menschen, die mit ihrer Solidarität die Schutzsuchende in gefährliche Situationen locken würden. Diese Schuldumkehr ist ein bewusstes Ablenkungsmanöver. Das ist Terror der Europäischen Abschottungspolitik.

In einer Welt, in der eine nachhaltige Landwirtschaft als extremistisch gilt, sind wir Gemüseterrorist*innen.
Agrarmultis und sogenannte Investor*innen zerstören die kleinbäuerliche Landwirtschaft, sowohl in der Schweiz als auch in der ganzen Welt. Eine nachhaltige Produktion ist aufgrund des Drucks der kapitalistischen Organisation ohne massive Subventionen nicht möglich. In keinem anderen Beruf ist deshalb die Suizid-Quote unter Männern höher als unter Landwirten. Das ist Terror des Kapitalismus.

In einer Welt, in der die Biodiversitäts-Krise als «Hirngespinst linksgrüner Spinner» bezeichnet wird, sind wir Biodiversitätsterrorist*innen.
Die Bedrohungen für den Menschen, die von der Biodiversitäts-Krise ausgehen, sind weit grösser als diejenigen der Klimakrise. Über ein Drittel der bekannten Arten in der Schweiz sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Wo die Planetare Grenze für die Funktionelle Biodiversität liegt, ist noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass der Anstieg an Extremwetterereignissen nicht zufällig und der Anstieg an Todesopfern von Natur-Katastrophen eine direkte Folge des Kapitalismus ist. Das ist Terror der Ignoranz.

In einer Welt, in der die sprachliche Inklusion von FINTA*-Personen als Terrorismus bezeichnet wird, sind wir FINTA*-Terrorist*innen.
Die SVP bezeichnet die Bemühungen für eine inklusive Sprache als Gender-Terrorismus, während in der Schweiz immer noch fast jede zweite Woche eine Frau einem Femizid zum Opfer fällt. Das Patriarchat mordet. Bürgerliche und Rechte bilden mit ihrer aggressiven Sprache den Boden dafür. Das ist Terror des Patriarchats.

Als Anarchist*innen wehren wir uns gegen all diese Gewalt. Wir wehren uns gegen den Terror des Patriarchats, gegen den Terror des Kapitalismus und gegen den Terror von Rechts. Wir wehren uns gegen die Vergewaltigung der Sprache, gegen die Verdrehung von Begriffen und eine Schuldumkehr. Wir fordern dazu auf, Verantwortliche beim Namen zu nennen und sich bei all dieser Gewalt von Rechts immer zu fragen: Wer sind hier die wahren Terrorist*innen?