Armando Bee - ein Kämpfer und Tänzer

Ganz viele kannten ihn in Basel, Armando, der immer hilfsbereite, überall aktive, mit Leib und Seele politische Aktivist, einer, der trotz Rückschlägen nie das Lachen verloren hat und das Leben auch geniessen konnte.

Armando war ein typischer Erstgeneratiönler aus Italien. 1961, mit zwanzig aus einem kleinen Dorf im Veneto nach Basel gekommen, hat er sofort mit der Arbeit auf Baustellen als gelernter Elektriker begonnen. Vier Jahre später hat er seine Rosi geheiratet und wurde zum ersten Mal Vater. Die 68er Bewegung hat auch Armando gepackt, er wurde Mitglied der POCH, später dann Mitglied von BastA und Vertrauensmann der Bauarbeiter in der Gewerkschaft Bau und Holz. 1984 machte Armando seine Leiden­schaft zum Beruf, er wurde Gewerk­schafts­sekretär und hat diese Aufgabe bis zu seiner Pensionierung mit 60 mit unermüdlichem Einsatz zu allen Tages- und Nachtzeiten erfüllt. Rückblickend sprach Armando von einer Arbeit, die er gerne gemacht habe, die aber sehr streng und praktisch ohne Freizeit war.
Zehn Jahre, bis kurz vor seiner Pensio­nierung, durfte ich mit Armando in Basel zusammenarbeiten, mit ihm zusammen neuen Schwung in die Gewerkschafts­bewegung bringen und dank seiner tiefen Verankerung auf den Baustellen immer mehr Bauarbeiter für eine aktive und kämpferische Bewegung gewinnen. Aber es war streng, Armando hatte recht, und wenn ich in sein Büro ging, um etwas zu besprechen, war er kaum je allein. Fast immer war er daran, einem Baukollegen zu helfen, damals noch viele Saisonniers, welche wegen dem unmenschlichen Statut nach vier Jahren Arbeit um ihre Aufenthaltsbewilligung bangen mussten, weil einige wenige Tage fehlten. Armando war immer voll engagiert, und sein Büro quoll über mit Akten, er war noch ein Generalist, der alles machte, von der Rechtsauskunft bis zur Mobilisierung auf den Baustellen. Richtig aufgeblüht ist Armando, als es uns gelang, mit Pausenverlängerungen und weiteren Verbesserungen neuen Schwung in die Vertragsverhandlungen zu bringen, wir die ersten kurzen Streiks durchführten und so dem Mythos des abso­luten Arbeitsfriedens auf die Pelle rückten. Es war grossartig, lustig und bereichernd, mit Armando zu arbeiten, ich bin ihm dafür sehr dankbar.
Doch Armando wäre nicht Armando, wenn er nicht auch sonst noch überall aktiv und engagiert gewesen wäre. Sei es am Nostra Festa als Elektriker oder am 1. Mai bei der Tombola, eine Aufzählung würde nie enden. Doch am meisten am Herzen lag ihm die Colonia Libera, das Bindeglied zwischen seinen Wurzeln in Italien und seinem Leben hier in der Schweiz. Er hat die CLI Basilea über viele Jahre mitgeprägt und noch bis vor kurzem als Sekretär geamtet. Unter Armando hat sich die Colonia auch geöffnet für die zweite und dritte Generation, und so präsidiert heute Anja Bee die CLI Basilea, die Tochter von Armando.
Nach seiner Pensionierung entdeckte Armando noch eine neue Seite an sich. Seine Frau Rosi hat ihn kurz vor der Pensionierung zu einem Volkstanzschnupperkurs überredet – daraus wurde dann eine neue grosse Leidenschaft. Neben dem Volkstanz hat ihn der Tango gepackt und das Tanzen hat Armando bis ganz am Schluss nie mehr losgelassen und fasziniert. Zweimal in der Woche Tango und einmal Volkstanz. Auch hier blieb sich Armando treu, entweder ganz oder gar nicht!
Am 1. Oktober hat Armando den Kampf gegen seine unheilbare Krankheit verloren, alles Gute dir auf deiner letzten Reise.

Hansueli Scheidegger