Jetzt Anina unterstützen!
1. Mai 2018 - Grussbotschaft
"Liebe Kolleginnen und Kollegen, Genossinnen und Genossen,
ich glaube, wir leben in der Zeit der Monster – und der Mutigen.
Was ist das für eine Zeit, fragte ich mich, in der so vielfältiger Widerstand herrscht, dass ich zunächst nicht wusste, worüber ich am 1. Mai sprechen könnte?
Endlich steht die Lohngleichheit im Zentrum der Gewerkschaftsbewegung. Wir mussten lange warten und es ist nur eine Minimalforderung, wenn man bedenkt, dass die Lohnungleichheit über alle Arbeiten hinweg, nicht 18%, sondern über 40% beträgt. Rund 108 Milliarden Franken gehen den Frauen pro Jahr verloren, weil ein grosser Teil ihrer Arbeit nicht entlohnt wird. Diese unbezahlte Frauenarbeit ist nicht versichert und die Mehrheit der Gesellschaft tut so, als sei sie etwas privates, schönes, für das sich Frau eben entscheiden darf. In vielen Momenten ist diese Arbeit auch schön, aber sie ist eben auch der fruchtbare Boden auf dem unsere Gesellschaft erst gedeihen kann, mit Nichten also rein privates Vergnügen.
Und wenn die Hausarbeit/Care Arbeit nicht gratis von Frauen geleistet wird, wird sie ausgelagert – zum Beispiel an Sans-Papiers, an Menschen, die es von Amtes wegen nicht geben darf, weil ihnen ein Stück Papier fehlt. In beiden Fällen bleibt diese Arbeit unsichtbar.
Nun wäre es an der Zeit, diesem Herrschaftsverhältnis den Kampf anzusagen und laut zu sagen: NEIN.
…
Es ist die Zeit der Monster!
»Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster«, schrieb der italienische Kommunist Antonio Gramsci als er in faschistischer Haft sass.
Und wir nähern uns diesen Zeiten auf schreckliche Weise.
Was ist das für eine Zeit, in der der Staat seinen BürgerInnen an so vielen Orten den Kampf ansagt. Uns mit Versicherungsspionen unter Generalverdacht stellt und mit einem Sparpaket am anderen Raubbau an Bildung und Gesundheit betreibt.
Es ist die Zeit der Monster, wenn der bürgerliche Staat an seinen Wurzeln gräbt. Wenn er sich nicht einmal mehr die Mühe macht eine humanistische Fassade zu wahren.
Es ist die Zeit der Monster, wenn der Wunsch nach legalem Aufenthalt und einem guten Leben zu Kriminalisierung und Strafverfolgung führt. – wie bei den Sans-Papiers.
Es muss die Zeit der Monster sein, wenn der Profit auf dem Wohnungsmarkt höher gewichtet wird, als ein Dach über dem Kopf. Und die Parole der Freiheit aus den Mündern der Freisinnigen und Liberalen nur noch meint: investieren, verdrängen und profitieren. – Diese Freiheit gilt nur wenige.
Es ist die Zeit der Monster, wenn das Sicherheitsdepartement Demonstrationsrouten nicht mehr bewilligt. Wenn also das urdemokratische Recht der Demonstrationsfreiheit eingeschränkt wird, weil man eine lebendige oder besser gesagt eine Life-Style-Innenstadt des unbegrenzten Shoppings will.
Dabei ist doch nichts lebendiger als unser Widerstand.
Ja, es muss die Zeit der Monster sein, wenn der bürgerliche Staat die Räume linker Organisationen über Monate absperrt ohne eine gesetzliche Grundlage zu liefern. Und wir müssen uns vor Augen halten, dass das nicht das alleinige Problem des Revolutionären Aufbaus ist, denn gemeint sind wir alle! Alle, die widerständig und kritisch auf die Monster blicken und im Zweifel bereit sind, sich ihnen in den Weg zu stellen.
Ja, es ist die Zeit der Monster, wenn wir in die vielen Parlamente Europas blicken und dort FaschistInnen in Anzügen sehen… und die Bürgerliche Welt nichts hört und nichts sieht und kooperiert.
Ja, es ist die Zeit der Monster, wenn Bürgerliche mit Faschisten Flüchtlingsdeals aushandeln, um Menschen wegzusperren. Wenn andere Monster in einer Art drittem Weltkrieg um die Vorherrschaft im mittleren Osten streiten. Und die Monster Europas sich mit jedem Waffendeal die Hände reiben. Es ist ihnen egal, gegen wen sich die Waffen richten. Das blutige Geld stinkt nicht.
Die Monster zünden den Planeten an. (PAUSE)
Zu all dem dürfen wir nicht schweigen. Und auch nicht blind gegenüber dem Unrecht sein, das uns noch nicht selbst betrifft. Helfen wir stattdessen der neuen Welt geboren zu werden. Lasst uns das Verbindende in all diesen Kämpfen suchen."
Dafür müssen wir mutig, widerständig, kreativ und solidarisch sein!
Machen wir aus dieser Zeit der Monster, die Zeit der Mutigen!