Vernehmlassungsantwort zum Quartierrichtplan Gundeldingen

Im April endete die Vernehmlassungsfrist für den Quartierrichtplan Gundeldingen. Parteien, Vereine und Stiftungen hatten Gelegenheit zur Stellungnahme, wie sich das Gundeli insbesondere am Walkeweg und Dreispitz Nordspitze entwickeln sollen.

Handlungsbedarf

  • Günstiger Wohnraum: Mit den Abstimmungen 2018 wurde bezahlbarer Wohnraum gefordert. Es ist aus allen Planungsdokumenten keine Strategie ersichtlich, die eine Umsetzung dieser Forderung einlöst. Der Auftrag an den Kanton zur Schaffung bezahlbarer Wohnungen bedingt weitergehende Massnahmen als sie jetzt im Quartierplan und dem Projektbeschrieb Walkeweg stehen, bzw. verunmöglicht der dort festgelegte Rahmen geradezu Verbilligungen (Ausschluss von Subventionierung). Die entsprechenden Passagen müssen abgeändert bzw. ergänzt werden, Garantien für bezahlbaren Wohnraum abgegeben werden.
    Immobilien Basel-Stadt haben eine Vorbildfunktion, funktionieren jedoch zunehmend nach marktwirtschaftlichen Masstäben. Deshalb stehen dann z.B. bei der geplanten Überbauung Walkeweg nicht ökologische sondern ökonomische Aspekte im Vordergrund (Nutzfläche, Einnahmen).

  • Ökologische Aspekte: Ökologische Aspekte müssen gegenüber dem Anliegen nach mehr Wohnraum stärker berücksichtigt werden. Die Artenvielfalt ist bei älteren Beständen grösser als bei neuen. Solche haben sich z.B. in Jahrzehnten entlang der Gleise entwickelt. Eine umfassende Auslöschung/Zerstörung der speziellen Fauna und Flora kann nicht zugunsten von Wohnraum in Kauf genommen werden. Wir fordern daher, dass zusätzliche Abklärungen gemacht werden, wie insbesondere im Bereich Überbauung Walkeweg ruderale Flächen erhalten werden können (in den Gartenarealen gibt es z.T. Feuchtbiotope mit Amphibien).

  • Soziale Begegnungs- und Austauschräume: Für die Quartierentwicklung sind soziale Begegnungsräume unerlässlich. Dies bedingt, dass in allen neuen Überbauungen Gemeinschaftsräume, offene Plätze und Begegnungsorte eingeplant und umgesetzt werden, die verschiedene Formen der Gemeinschaftsbildung und Integration ermöglichen. In den letzten Jahren entstanden Initiativen (wie Kaffee 103, Zirkus, Freifunk), die von den Anwohner*innen ausgingen, um Brücken zu schlagen zwischen Kulturen, Altersgruppen, zwischen Alteingesessenen und Neuzugezogenen. Darauf soll aufgebaut werden und die Initiant*innen bestärkt und in die Planung eingebunden werden.

  • Information, Kommunikation, Mitsprache: Allen Interessierten (Vereine, Anwohnerschaft etc.) sollen klare und detaillierte Informationen konzentriert zugänglich sein, die Auskunft über den Stand der einzelnen Räume im Wandel geben: Planungsstand, Zeitplan, Ansprechstellen für Anliegen, Möglichkeiten der Mitsprache. Das ist zurzeit nicht einfach zu eruieren, weder über Websites noch in mündlicher Nachfrage. Informationen über Kantonsblatt oder Internet sind nicht ausreichend: es braucht direkte Einladungen (Flyer, Brief, Aushänge und Plakate – diese nicht nur im Zentrum des Gundelis selber, sondern auch an den Rändern des Gundelis). Anwohner*innen sollen angehört werden und Mitspracherechte haben.
    Frühere Erfahrungen (z.B. St. Alban-Vorstadt) zeigten, dass Anliegen der direkt betroffenen Anwohnerschaft nicht oder nur pro forma berücksichtigt wurden. Wir erwarten bei den geplanten Projekte Gundeldingen Mitsprache, die ernstgenommen wird und in die Umsetzung einfliesst.
  • Architektonische Apekte: beim Projekt Walkeweg sind denkmalpflegerische Auflagen zu beachten: Einerseits der Wolfgottsacker, der ein eingetragenes Denkmal ist und somit auch den Umgebungsschutz für sich in Anspruch nimmt (was natürlich immer sehr Auslegungssache ist). Ferner ist die Arbeitersiedlung Duggingerhof integral im Inventar schützenswerter Bauten aufgenommen. Das heisst es besteht zwar zurzeit kein rechtsverbindlicher Denkmalschutz, aber zumindest ist die Siedlung für eine Eintragung ins Denkmalverzeichnis aufgenommen, was im Bedarfsfall zum Tragen kommen könnte. Damit verbunden bestünde auch ein gewisser Umgebungsschutz, der von der Bebauungsplanung vis-à-vis zu berücksichtigen wäre (s. dazu Kommentar S. 7).
  • Städtebauliche Aspekte: Problematisch ist die zunehmende Massierung von Hochhausbauten rundum den Bahnhof SBB. Die städtebauliche Qualität des Bahnhofs und seiner unmittelbaren Umgebung, zu der auch die Güterstrasse im Gundeli zählt, verlangt eigentlich eine andere stadtplanerische Ausrichtung. Aber die Bahnhöfe werden gerne als City-Hotspots interpretiert, wo alles möglich sein soll. Dort muss immer ganz besonders die Post abgehen und es soll mit allen Mitteln vermieden werden, dass für die Anreisenden der Eindruck entsteht, sie wären in der Provinz angekommen.

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