Skrupelloses Vorgehen von Immobilienspekulanten

Diese temporären Vermietungen zeigen, dass der Sanierungsbedarf doch nicht so dringend ist und dass die vertriebenen Mieter:innen durchaus in ihren Wohnungen hätten bleiben können. Stattdessen wurden ihnen von der Varioserv Wohnungen in schon früher sanierten Häusern des gleichen Gevierts zu massiv höheren Mieten angeboten. Sie müssen nun über 700.- Franken mehr für gleich grosse Wohnungen bezahlen.
Das Verhalten der Varioserv AG ist ein typisches Beispiel für das Geschäftsmodell eines skrupellosen Immobilienspekulanten: Leerkündigung wegen angeblich „dringenden Sanierungsbedarfs“, Sanierung und danach massive Aufschläge des Mietzinses. Der Wohnschutz stoppt dieses Vorgehen andernorts wirksam: Statt unnötigen Luxussanierungen mit 200.- Franken Mieterhöhung und mehr wird das gemacht, was es wirklich braucht. Und die Mieterhöhungen werden gedeckelt, beispielsweise auf 50.- für eine sanierte 4-Zimmerwohnung am Wiesendamm.
Da die Varioserv AG seit in Kraft treten des Wohnschutzgesetzes die Mieten nach einer Sanierung nicht mehr so stark erhöhen darf, spekuliert sie nun darauf, dass der Wohnschutz wieder gelockert wird und wartet mit der Sanierung der Inselstrasse 62-66 noch ab. Um keine Leerstände zu haben und weiterhin Miete kassieren zu können, vermietet die Varioserv AG die angeblich dringend sanierungsbedürftigen Wohnungen in der Zwischenzeit an den Kanton und an verschiedene Firmen.
Am 29. Mai wurden die Anwohner:innen rund um die Inselstrasse im Klybeck an einer Veranstaltung über die Nutzung der Inselstrasse 62-66 als temporäres Wohnhaus für Geflüchtete informiert. Die ersten Bewohner:innen werden Mitte Juni einziehen.
Die anwesenden Quartierbewohner:innen äusserten an dieser Informationsveranstaltung kaum Vorbehalte gegenüber dem Einzug von Geflüchteten. Heftig kritisiert wurde jedoch das Vorgehen des Hausbesitzers, der mit seiner Firma Varioserv AG noch mehrere andere Liegenschaften im Quartier besitzt. Mehrere langjährige Mieter:innen berichteten in bewegenden Worten, wie sehr sie die Kündigung belastet hatte und wie die viel teureren „Ersatzwohnungen“ des gleichen Hausbesitzers sie nun an ihre finanziellen Grenzen bringen.
Es gilt nun, die Aufweichung des Wohnschutzes zu verhindern, damit sich solche Geschäftspraktiken nicht wieder lohnen und es gilt, dem Kanton auf die Finger zu schauen, damit er das unmoralische und allenfalls gesetzeswidrige Verhalten der Varioserv AG nicht mit Zwischennutzungen legitimiert und quasi „vergoldet“.