Industrielle Fleischproduktion 
zur Gewinnmaximierung

«Erstes Schiff mit Getreide verlässt Hafen von Odessa.» Anfangs August konnten wir diese Schlagzeile lesen und für einen Moment aufatmen. Bald wurde aber klar, dass die Schiffsladung wenig zur Entschärfung der Hungerkrise beitragen wird. Geladen hatte das Schiff Futtermais.

Globalisierte Agrarindustrie statt Nahrung für Hungerleidende

Der Frachter «Razoni» machte damit gleich zwei grundlegende Probleme der Nahrungs­mittelindustrie unübersehbar. Einerseits die auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Agrarindustrie, welche eine weltweite Abhängigkeit von globalisierten Lieferketten geschaffen hat. Werden diese Lieferketten unterbrochen, leiden Menschen insbesondere im globalen Süden Hunger, während andernorts Nahrung verdirbt. Andererseits wird auf der begrenzten fruchtbaren Fläche und mit sinkenden Wasserreserven Futter für die Fleischindustrie angebaut, was eine sehr verschwenderische Nutzung des knappen Ressourcen ist.  
Für ein Kilo Fleisch wird ein Vielfaches an Getreide und Soja als Futter gebraucht. Je nach Tierart und Tierhaltung sind es zwischen zwei- und 20-mal mehr. Dreiviertel des weltweit angebauten Sojas wird an Nutztiere verfüttert. Für 1 kg Rindfleisch braucht es im Schnitt 15’500 Liter Wasser, für Weizen etwa 600 Liter. Es ist offensichtlich, dass es für die Ernährungssicherheit und die ökologischen Lebensgrundlagen wichtig ist, viel weniger Fleisch und tierische Produkte zu essen.

Die Menge der konsumierten tierischen Produkte ist entscheidend. Es spielt aber auch eine Rolle, wie die Tiere gehalten und gefüttert werden, die wir später essen oder deren Milch wir konsumieren. Fressen Rinder ausschliesslich Gras und Heu auf Alpwiesen, die nicht für den Ackerbau genutzt werden können, helfen sie, die vorhandenen Ressourcen gut zu nutzen und halten die Wiesen abwechslungs- und artenreich. Auch dann fallen grosse Mengen Methan an. Kühe auf der Alp sind also auch nicht nur idyllisch, im Vergleich zur Massentierhaltung von Geflügel, Schweinen und Kälbern sind die negativen Aus­wirkungen aber wesentlich kleiner.

Massentierhaltung: wir verlieren alle

Von Massentierhaltung spricht man, wenn mehr als 2000 Hühner, 1500 Schweine oder 300 Kälber in einem Stall gehalten werden. Weitere wichtige Kriterien sind der Auslauf ins Freie und die Herkunft des Futters. Gruppengrösse und Auslauf sind entscheidend für das Tierwohl. Zudem sind zusammengepferchte Tiere in Massen­tierhaltung ohne Tageslicht und ohne Einstreu auf nacktem Betonboden anfälliger für Krankheiten, weshalb mehr Antibiotika und andere Medikamente eingesetzt werden. Bei der Herkunft des Futters geht es darum, ob das Soja aus gerodetem Regenwald oder Monokulturen kommt, aber auch, wie viel Futter auf dem Hof selbst angebaut wird. Es sollten nur so viele Tiere gehalten werden, als die dadurch entstehende Menge von Mist und Gülle noch umweltverträglich als Dünger wiederverwerten werden kann. Wird auf einer Fläche zu viel Mist und Gülle verteilt, gelangt der darin gebundene Stickstoff in die Luft, in nahegelegene Wälder, Moore und Bäche und ist eine der Hauptursachen für den Artenverlust.
Es ist absurd, dass auf Kosten der Natur, der Tiere und der Menschen im globalen Süden, so viel Fleisch als billige Massenware angeboten wird, dass es für die Konsument*innen selber ebenfalls ungesund ist. Die einzigen, die aus diesem System Gewinn ziehen, sind diejenigen, die mit grossen Margen mit Nahrungsmittel handeln oder spekulieren. Deshalb empfehlen wir ein deutliches Ja zur Initiative gegen Massentierhaltung am 25. September.

Tonja Zürcher, Vorstandsmitglied & Grossrätin BastA!