Gemeinsames Lernen, statt Lehrmittelfreiheit!

In den vergangenen Wochen hat der Verein Starke Schulen beider Basel nach Unterstützer*innen gesucht, die sich für das Komitee einer Volksinitiative für geleitete Lehrmittel zur Verfügung stellen. Die Initiant*innen suggerieren, dass es ihnen darum gehe, dass alle Lehrpersonen mit dem Lehrmittel unterrichten sollen, welches ihnen und ihren Schüler*innen entspricht. Dass damit aber in erster Linie das Französischlehrmittel "Mille Feuille" und die Sprachdidaktik gemeint ist, ist allen klar, die sich in den letzten Monaten und Jahren mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Die Initiant*innen wollen zurück zu Wörtlipauken und Grammatiktests. Die Schüler*innen konnten früher nicht besser Französisch, sondern die Leistungen waren einzig besser mess- und vergleichbar.

Darum wird auch der kürzlich erfolgte Entscheid von Erziehungsdepartement und Erziehungsrat, inskünftig aus zwei Mathematik Lehrmitteln wählen zu können, von der Starken Schule kritisch kommentiert. Es geht ihnen nicht um die prinzipielle Einsetzung von verschiedenen Lehrmitteln in unterschiedlichen Fächern, sondern einzig und alleine um das Französischlehrmittel.

In einer Umfrage, die die FSS/KSBS von 2017, war das Ergebnis relativ eindeutig; eine grosse Mehrheit der befragten Französischlehrpersonen hat sich für das Französischlehrmittel ausgesprochen und kann der sogenannten Mehrsprachendidaktik viel Positives abgewinnen. Häufig wurde aber der Wunsch nach einer Überarbeitung und Ergänzung des Lehrmittels geäussert, aber nicht die Abschaffung vom "Mille Feuille".

Wir stellen fest, dass die ganze Diskussion um das Lehrmittel eine Scheindiskussion ist. Eigentlich geht es um die Selektion und nicht um ein Lehrmittel. Die Angst der Eltern, dass ihren Kindern ein Nachteil erwächst, wenn Französisch als selektionsrelevantes Fach zählt, ist der eigentliche Grund dieser Diskussion.

Die AG Bildung der Partei BastA! meint, dass es nur ein sinnvolles Mittel gibt, um diese Diskussionen zu stoppen und Kindern und Lehrpersonen das Lernen und Lehren einfacher und wirkungsvoller zu machen: bis zum Ende der Primarschule muss auf Noten für die Fächer Französisch und Englisch verzichtet werden. Sprache sollte in diesem Alter spielerisch und lustvoll erlernt werden. Selektion hat beim Spracherwerb zu diesem Zeitpunkt nichts verloren.

Überhaupt verunmöglicht der Noten- und Selektionsdruck eine kreative, lebendige Schule. Als Lehrer einer 6. Primarklasse kann ich den Satz:»Git’s Note?» nicht mehr hören.

Der Leistungsdruck auf Schüler*innen hat massiv zugenommen. Wir glauben, dass es einen Marschhalt braucht. Um eine gute Schule zu gestalten, benötigt die Schule weniger Selektion und mehr Leistungsbeurteilungen, wie sie zu Zeiten der OS üblich waren; die ersten fünf Jahre notenfrei und erst im letzten Jahr der Primarschule eine selektionsrelevante, aber prospektive Beurteilung.