Corona und die Krise des Sozialen

Gleichzeitig haben diese Massnahmen auch andere Dimensionen. #Fuckingstayhome kann nur für jene gelten, die ein sicheres Zuhause haben. Ausgenommen von den Wellen der Solidarität sind jene, denen der Zugang zu digitalen Netzwerken oder einem freundschaftlich-familiären Umfeld fehlt. Schwierig wird es auch für all jene, die vielleicht nicht allein leben, aber eben kein sicheres Zuhause haben. Und auch den europäischen Grenzen fehlt es an humanitärer Hilfe.
Die Situation in den Asylunterkünften ist besorgniserregend
Schweizweit gibt es kaum Massnahmen Epidemien in den Asylzentren einzudämmen. Es fehlt an lindernden Medikamenten, Fiebermessgeräten, Rückzugsäumen und Kommunikation. (Offener Brief an das SEM)
Notschlafstellen bieten kein Zuhause
Aktuell müssen Obdachlose die Notschlafstelle zwischen 8 und 9 Uhr verlassen und sich entgegen der BAG-Empfehlung draussen aufhalten. Wohnungslose, die sich mit Couchsurfing über Wasser hielten, müssen nun draussen bleiben. Für viele Armutsbetroffene sind Einnahmequellen weggefallen.
Gewaltprävention und schnelle Hilfe
Aus Italien und China wissen wir, dass in der Isolationszeit die Gewaltrate stark zugenommen hat. In Zeiten ökonomischer Unsicherheit und Isolation gibt es keinen sozialen Puffer. Freund*innen oder Lehrer*innen, die Gewalt bemerken könnten, fehlen.
Unser Funktionieren in Krisenzeiten muss sich jedoch am Wohl aller Schwachen messen lassen.
Wir brauchen daher dringend:
- Mehrsprachige Aufklärungsarbeit in den Asylzentren und eine bessere Organisierung der Abläufe in Absprache mit den Bewohner*innen zur Senkung des Ansteckungsrisikos. Zusätzliche Hygienemassnahmen müssen umsetzbar werden.
- Evakuierung vulnerabler Personengruppen aus den Asylzentren in Wohnungen und allfällig auch Hotelzimmern.
- Aussetzen aller (geplanten) Ausschaffungen und Wegweisungen für die nächsten sechs Monate. Rechtssicherheit und soziale Sicherheit müssen gegeben sein, um den Massnahmen des BAG nachkommen zu können.
- Hotelzimmer und Wohnungen sollen auch Wohnungslosen zur Verfügung gestellt werden, um die Situation in den Notschlafstellen zu entspannen. Auch hier braucht es finanzielle Sicherheit und ein Zuhause.
- Die Krankenhäuser sollten bei Sans-Papiers auf Meldungen an das Sozialamt oder das Migrationsamt verzichten, um den Betroffenen die Rechtssicherheit für eine medizinische Versorgung zu geben.
- Die Präventionsarbeit zu häuslicher Gewalt muss ausgebaut werden. Die Frauenhäuser und Opferhilfestellen benötigen zusätzliche Ressourcen. Auch hier müssen zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden.
- Wir müssen eine humanitäre Katastrophe an den Grenzen Europas verhindern. Die Schweiz soll umgehend Geflüchtete aus Griechenland und Syrien aufnehmen.
- Alle – auch Sans-Papiers - die nun in finanzielle Nöte geraten, weil sie Miete, Krankenkassenprämien oder Besorgungen des täglichen Bedarfs nicht zahlen können, muss direkt und unkompliziert Hilfe zukommen!
BastA!-Ausschuss 25.03.2020