Systemrelevante Arbeit aufwerten und anerkennen – das Leben wieder ins Zentrum stellen

Es sind vor allem Frauen*, die im Supermarkt und im Care-Bereich die Gesellschaft am Laufen halten. Sie pflegen Kranke und betreuen Kinder. Sie sind es auch, die mehrheitlich die notwendige Nachbarschaftshilfe leisten. Erstmals werden all diese Tätigkeiten – bezahlt, wie unbezahlt – auch in den Sonntagsreden der Politik als systemrelevant betrachtet. Die Corona-Krise hat gezeigt, welche Tätigkeiten für die Menschen wirklich relevant sind: die Sorge-Arbeit und die Arbeit in der Produktion und Verteilung von Lebensmitteln,  die Arbeit der Angestellten im öffentlichen Dienst, von den Beschäftigten im öffentlichen Transportwesen über die Feuerwehr bis zur Kehrichtabfuhr. Gerade diese Tätigkeiten, die für unser Leben unerlässlich sind, sind teilweise schlecht bezahlt und wenig anerkannt. Dass wir zu wenig Pflegepersonal haben, hat mit der schlechten Entlohnung, bzw. den schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege zu tun. Es braucht dringend mehr Pflegepersonal und kürzere Arbeitszeiten in der Pflege, damit Pflegeberufe attraktiver werden. Ähnliches gilt für andere Bereiche der Care-Arbeit wie zum Beispiel die Kleinkindererziehung. Diese muss Teil des öffentlichen Bildungswesens werden mit genügend gut ausgebildetem und entsprechend entlöhntem Personal.

Die Pandemie hat veranschaulicht, wie verletzlich unser System ist und wie schnell unser Wohlstand bedroht wird. Sie hat uns gezeigt, was für unsere Gesellschaft wirklich wichtig ist. Wir müssen darüber reden, wie diese notwendige Arbeit neu und gerecht verteilt wird. Wenn wir das Leben ins Zentrum stellen, heisst das zugleich, dass das Profitdenken in den Hintergrund rückt. Eine gerechte Neuverteilung von Zeit, Macht, Raum und Geld muss angestrebt werden. Das heisst, dass wir eine Diskussion führen müssen über:

  • eine gerechte Verteilung der Erwerbs- und Nicht-Erwerbs-Arbeit, um familiäre und soziale Verantwortung zu übernehmen und zu teilen, mit dem Zielbesser und gesünder zu leben;
  • die solidarische Organisation und gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit! Die anfallende Betreuungsarbeit muss gleichberechtigt unter den Geschlechtern aufgeteilt werden;
  • eine deutliche Arbeitszeitverkürzung, um die Verteilung zwischen Erwerbs- und Nicht-Erwerbsarbeit sowie allgemeiner Tätigkeiten für das Gemeinwesen zu ermöglichen;
  • ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches die Basis für ein existenzsicherndes und würdevolles Leben für alle bietet
  • die Familienarbeit, die von allen Teilen der Gesellschaft solidarisch getragen werden soll;
  • die politische Teilhabe und Mitbestimmung auf allen Ebenen der Organisierung der Gesellschaft.